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Rückenschmerzen zählen zweifellos zu den am weitesten verbreiteten körperlichen Beschwerden in unserer modernen Gesellschaft. Während viele vor allem an Verspannungen im Nacken- oder im unteren Rückenbereich denken, wird ein zentraler Abschnitt oftmals übersehen: die Brustwirbelsäule. Genau hier, zwischen Hals- und Lendenwirbelsäule, können Brustwirbelblockaden entstehen, die nicht nur unangenehme Schmerzen, sondern auch ein eingeschränktes Bewegungsausmaß und langfristige Beeinträchtigungen im Alltag nach sich ziehen können.
Was ist eine Brustwirbelblockade?
Die menschliche Wirbelsäule besteht aus mehreren Abschnitten: der Halswirbelsäule (HWS), der Brustwirbelsäule (BWS) und der Lendenwirbelsäule (LWS). Die Brustwirbelsäule ist dabei der mittlere Abschnitt, der sich aus zwölf Brustwirbeln (Th1 bis Th12) zusammensetzt. Zwischen den einzelnen Wirbeln befinden sich kleine Gelenke und Bandscheiben, die Beweglichkeit ermöglichen und gleichzeitig als Stoßdämpfer fungieren. Eine „Blockade“ entsteht, wenn ein oder mehrere dieser Wirbelgelenke in ihrer normalen Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden.
Eine Brustwirbelblockade bedeutet also, dass sich bestimmte Wirbel nicht mehr frei gegeneinander bewegen lassen. Das kann zu Schmerzen, einer eingeschränkten Beweglichkeit im Rücken sowie zu weiteren Beschwerden führen, die sich mitunter an ganz anderen Stellen des Körpers bemerkbar machen.
Mögliche Ursachen für eine Blockade im Brustwirbelbereich.
Die Gründe dafür, dass sich Brustwirbel „festsetzen“ und nicht mehr richtig bewegen lassen, sind vielfältig. Oft sind es unsere Alltagsgewohnheiten, die dazu beitragen, dass die Wirbelgelenke nach und nach in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt werden. Im Folgenden werden einige wichtige Ursachen näher erläutert:
Fehlhaltungen im Alltag: Unser tägliches Leben findet häufig in Positionen statt, die auf Dauer nicht gut für unseren Rücken sind. Denken Sie zum Beispiel an das stundenlange Sitzen am Schreibtisch, beim Arbeiten am Computer oder an das Lesen auf dem Sofa mit krummem Rücken. Auch das ständige Heben schwerer Gegenstände auf nur einer Seite oder das einseitige Tragen einer schweren Umhängetasche können mit der Zeit dazu führen, dass bestimmte Muskeln überbeansprucht werden, während andere Muskeln zu wenig arbeiten. Das Ergebnis: Die Wirbelsäule verliert ihre natürliche Ausrichtung, bestimmte Gelenke zwischen den Wirbeln werden übermäßig belastet und können sich „verhaken“.
Mangelnde Bewegung: Unser Körper ist für Bewegung gemacht. Wenn wir uns jedoch wenig bewegen, werden die Muskeln, die unsere Wirbelsäule stützen, immer schwächer. Ein kräftiges Muskelkorsett ist aber wichtig, um die Wirbel in einer gesunden Position zu halten und vor übermäßiger Belastung zu schützen. Fehlt diese Stütze, können selbst leichte, alltägliche Bewegungen oder Belastungen wie das Bücken zum Schuhe zubinden oder das Aufstehen aus einem Sessel schon ausreichen, um einen Wirbel „aus dem Lot“ zu bringen und eine Blockade auszulösen.
Verletzungen und Überlastungen: Auch akute Ereignisse wie ein Sturz beim Sport oder ein ungünstiger, ruckartiger Bewegungsablauf können dafür sorgen, dass sich Wirbel im Brustbereich verschieben oder ihre Beweglichkeit einschränken. Besonders Sportarten mit abrupten Drehungen oder Krafteinwirkungen auf den Oberkörper bergen dieses Risiko. Nicht nur spontane Verletzungen, sondern auch schleichende Überlastungen durch immer gleiche Bewegungen im Beruf oder Alltag (zum Beispiel dauerhaft einseitiges Arbeiten mit einer Hand) können dazu führen, dass einzelne Wirbelgelenke irgendwann „blockieren“.
Stress und psychische Anspannung: Dass unser Körper und unsere Seele eng miteinander verbunden sind, bemerken wir oft gar nicht bewusst. Dennoch haben Gefühle wie Stress, innere Unruhe oder Angespanntheit Einfluss auf unsere Muskulatur. Unter seelischem Druck neigen wir dazu, die Schultern hochzuziehen, unbewusst den Rücken zu verspannen oder flacher zu atmen. Dadurch wird die Muskulatur im Brust- und Schulterbereich verhärtet und kann auf Dauer so viel Druck auf die Wirbel ausüben, dass diese in ihrer natürlichen Beweglichkeit behindert werden. Das heißt: Auch unser emotionaler Zustand kann ganz handfest zu Rückenproblemen beitragen.
Symptome einer Brustwirbelblockade.
Eine Blockade im Bereich der Brustwirbelsäule zeigt sich oft durch Schmerzen oder ein unangenehmes Druckgefühl im oberen Rücken. Typische Symptome sind:
Lokale Rückenschmerzen: Häufig verspürt man einen ziehenden, stechenden oder drückenden Schmerz zwischen den Schulterblättern oder entlang der Brustwirbelsäule. Der Schmerz kann plötzlich auftreten, zum Beispiel beim Aufstehen aus einer ungünstigen Position oder nach langer, statischer Haltung.
Bewegungseinschränkung: Betroffene bemerken oft, dass bestimmte Bewegungen, wie das seitliche Neigen des Oberkörpers, das Drehen des Rumpfes oder das tiefe Einatmen, schmerzhaft oder nur eingeschränkt möglich sind.
Ausstrahlende Beschwerden: Eine Brustwirbelblockade kann auch Beschwerden auslösen, die auf den ersten Blick gar nicht mit dem Rücken in Zusammenhang stehen. Manche Menschen klagen über Brustschmerzen oder ein Druckgefühl im Brustkorb, das irrtümlich mit Herzproblemen in Verbindung gebracht wird. Auch Schmerzen im Bereich des Schultergürtels oder der Rippen können ihre Ursache in einer Funktionsstörung der Brustwirbel haben.
Verkrampfte Muskulatur: Häufig sind die umliegenden Muskeln tastbar verhärtet. Eine starke muskuläre Anspannung verstärkt dabei den Schmerzkreislauf.
Wichtig: Sollten Brustschmerzen auftreten, ist immer Vorsicht geboten. Wenn Unsicherheit besteht, ob die Beschwerden vom Herzen oder der Brustwirbelsäule ausgehen, ist eine medizinische Abklärung ratsam, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.
Wie wird eine Brustwirbelblockade diagnostiziert?
In erster Linie basiert die Diagnose auf einer sorgfältigen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Diese können von Ärztinnen durchgeführt werden. Diese überprüfen die Beweglichkeit der Wirbelsäule, tasten die Muskulatur ab und achten auf schmerzauslösende Positionen oder Bewegungen. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT werden in der Regel nur eingesetzt, wenn ein Verdacht auf strukturelle Schäden besteht, beispielsweise ein Bandscheibenvorfall oder knöcherne Veränderungen.
Da eine Brustwirbelblockade oft eine funktionelle Störung ist, also ohne sichtbare Schäden an Knochen oder Bandscheiben auskommt, lässt sie sich meistens nur klinisch, das heißt durch Untersuchung der Funktion, feststellen. Häufig erkennen Fachleute eine Blockade an typischen Bewegungseinschränkungen und schmerzhaften Druckpunkten.
Osteopathen und Chiropraktiker gehen in der Regel sogar noch einen Schritt weiter und prüfen, ob die eigentliche Ursache an einem anderen Ort im Körper liegt. So kann zum Beispiel die Leber BWS-Blockaden auslösen.
Wir haben dazu einen Artikel verfasst: „Die Leber: Ein faszinierendes Organ für alle Osteopathen.“
Behandlungsmöglichkeiten: Was hilft bei einer Brustwirbelblockade?
Das Ziel der Behandlung ist es, die Beweglichkeit der betroffenen Wirbel wiederherzustellen, Schmerzen zu lindern und damit die Lebensqualität zu verbessern. Zu den häufigsten Therapiemethoden gehören:
Manuelle Therapie: Physiotherapeutinnen, Osteopathinnen oder Chiropraktiker*innen können gezielte Handgriffe anwenden, um die eingeschränkten Wirbelgelenke wieder zu mobilisieren. Durch vorsichtige Druck- und Zugbewegungen versuchen sie, die Blockade zu lösen und die natürliche Beweglichkeit des Wirbels wiederherzustellen.
Wärmeanwendungen und Massagen: Wärmepackungen, warme Bäder oder Rotlicht helfen, die Muskulatur zu entspannen und können so die Schmerzlinderung unterstützen. Sanfte Massagen lockern verspannte Muskeln und fördern die Durchblutung.,
Medikamente: Bei starken Schmerzen können vorübergehend Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen. Diese sollten jedoch nie als alleinige Lösung betrachtet werden, sondern nur als kurzfristige Unterstützung, um aktiv an den Ursachen zu arbeiten.
Aktive Übungen: Ein gezieltes Übungsprogramm, stärkt die Rumpf- und Rückenmuskulatur, fördert die Beweglichkeit und beugt erneuten Blockaden vor. Dehnübungen, leichte Kraft- und Mobilitätsübungen sowie Atem- und Entspannungstechniken spielen dabei eine wichtige Rolle.
Stressmanagement und Entspannung: Da seelische Anspannung sich auf die Muskulatur auswirken kann, ist es sinnvoll, Techniken wie progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditation oder Autogenes Training in den Alltag zu integrieren. Diese Methoden unterstützen nicht nur die Behandlung, sondern wirken auch präventiv gegen neue Verspannungen.
Selbsthilfe und Vorbeugung
Wer einmal eine Brustwirbelblockade erlebt hat, möchte sie in Zukunft möglichst vermeiden. Folgende Tipps können helfen, das Risiko zu reduzieren:
Bewusste Körperhaltung im Alltag: Achten Sie darauf, wie Sie sitzen, stehen und sich bewegen. Ein ergonomischer Arbeitsplatz, bei dem der Bildschirm auf Augenhöhe und der Stuhl auf die Körpergröße angepasst ist, kann erheblich zu einer gesunden Haltung beitragen. Auch das häufige Wechseln der Sitzposition hilft, einseitige Belastungen zu vermindern.
Regelmäßige Bewegung: Selbst moderate Bewegung wie ein täglicher Spaziergang oder leichte Gymnastik- und Dehnübungen tragen dazu bei, die Muskulatur um die Wirbelsäule geschmeidig zu halten. Sportarten wie Schwimmen, Pilates oder Yoga stärken den Rücken und verbessern das Körpergefühl.
Kräftigung der Rumpfmuskulatur: Eine starke Rumpfmuskulatur bildet das „Korsett“ für die Wirbelsäule. Gezieltes Training der Bauch-, Rücken- und Beckenbodenmuskulatur stabilisiert die Wirbelsäule und mindert die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Wirbelgelenke blockieren.
Ausgleich von einseitigen Belastungen: Wenn Ihr Alltag viel Sitzen oder monotone Bewegungen beinhaltet, versuchen Sie, diese durch regelmäßige Pausen, Aufstehen und leichte Dehnungen auszugleichen. Wer im Beruf schwere Lasten hebt, sollte unbedingt auf eine rückenschonende Hebetechnik achten.
Stressreduktion: Da psychischer Druck die Rückenmuskulatur beeinflussen kann, ist ein bewusster Umgang mit Stress wichtig. Entspannungstechniken, regelmäßige Auszeiten, Hobbys und soziale Kontakte helfen, innere Spannung abzubauen.
Wie Sie eine BWS-Blockade selbst lösen können!
Manchmal kündigt sich eine Brustwirbelblockade genau dann an, wenn sie am wenigsten gebraucht wird – etwa beim Aufstehen von der Couch oder nach einem langen Arbeitstag im Büro. Mit einer einfachen Übung können Sie versuchen, die blockierten Wirbel schonend selbst zu mobilisieren. Bitte beachten Sie dabei stets Ihr persönliches Schmerzempfinden und gehen Sie behutsam vor.
Anleitung:
Vorbereitung: Rollen Sie ein normales Handtuch so fest zusammen, dass es eine feste, stabile Rolle von etwa 8 bis maximal 10 Zentimetern Durchmesser ergibt. Verwenden Sie ein nicht zu dünnes, aber auch nicht zu dickes Handtuch, damit die Rolle weder zu hart noch zu weich ist.
Ausgangsposition einnehmen: Legen Sie sich vorsichtig auf den Rücken, am besten auf eine feste Unterlage wie einen Teppich oder eine Yogamatte auf dem Boden. Platzieren Sie nun die Handtuchrolle unter den betroffenen Bereich der Brustwirbelsäule, also unter den Abschnitt, an dem Sie die Blockade spüren.
Kopf und Nacken stützen: Verschränken Sie Ihre Hände locker hinter dem Kopf. Ihre Ellbogen können dabei leicht nach außen zeigen. Auf diese Weise stützen Sie den Kopf, entlasten den Nacken und können sich besser entspannen.
Atmung und Entspannung: Versuchen Sie, sich auf dem Handtuch „fallen zu lassen“, ohne dabei in eine unnatürliche Hohlkreuzstellung zu geraten. Atmen Sie tief und gleichmäßig durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Konzentrieren Sie sich darauf, mit jeder Ausatmung etwas mehr loszulassen, um die umliegende Muskulatur zu entspannen.
Sanfte Mobilisierung: Lassen Sie die Schwerkraft etwa eine Minute lang auf Ihren Rücken wirken. Die Handtuchrolle dient dabei wie ein Hebel, um die blockierten Wirbel sanft zu mobilisieren. Bleiben Sie dabei ruhig liegen, ohne ruckartige Bewegungen.
Leichte Bewegungen hinzufügen: Nach etwa einer Minute können Sie beginnen, ganz langsam und vorsichtig kleine Crunch-Bewegungen auszuführen. Ziehen Sie dabei den Oberkörper leicht nach vorne, als wollten Sie eine minimale Bauchmuskelübung machen. Diese kleinen Bewegungen verstärken den Mobilisierungseffekt und können dazu beitragen, dass sich die Blockade löst.
Achtung, es könnte knacken: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Sie beim Lösen einer Blockade ein leises „Knacken“ oder „Klicken“ hören. Das ist harmlos und fühlt sich oft sogar erleichternd an. Hören Sie dennoch auf Ihren Körper: Wenn sich etwas schmerzhaft oder unangenehm anfühlt, brechen Sie die Übung ab.
Wichtig: Diese Übung sollte nur in Eigenregie durchgeführt werden, wenn Sie sich grundsätzlich wohl und sicher fühlen. Haben Sie sehr starke Schmerzen, fühlen Sie ein Taubheitsgefühl in den Armen oder verspüren Sie andere ungewöhnliche Beschwerden, sollten Sie den Rat eines Arztes oder einer Ärztin einholen. Auch wenn sich die Blockade trotz der Übung nicht bessert, lohnt sich eine professionelle Abklärung.
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